Interviewdatum: 12. September 2008.
Ein Pornodarsteller, ein Schauspieler, ein Kolumnist, ein Moderator und ein DJ. Till Kraemer wurde am 18. August 1977 in Bonn-Bad Godesberg, Deutschland geboren,
heute lebt und arbeitet Till Kraemer in Hamburg, Deutschland.
INTERVIEW!
OBZ: Auf Ihrer Internetseite schreiben sie, das sie Schauspieler, Erotikdarsteller, Kolumnist, Moderator und DJ - kurz:
Entertainer... sind. Sind das alles Bereiche für die sich schon immer interessiert haben? Wie sind sie zu den ganzen Berufen gekommen?
KRAEMER: Meine ganzen Berufe haben sich so im Laufe der Zeit aus meinen Interessen heraus ergeben. Einiges wahr geplant,
anderes weniger. Ich lebe heute so, dass ich mir um die Zukunft wenig Gedanken mache. Vielleicht wache ich morgen auf und möchte etwas ganz anderes tun. Ich finde es für mich wichtig, flexibel zu
bleiben, denn alles ist immer in Bewegung.
OBZ: Sie sind ein erfolgreicher Pornodarsteller. Wie sind sie zu diesem Beruf gekommen? Wie fing alles an?
KRAEMER: Ich bin schon recht lange begeistert von Sex und Erotik und habe bevor ich Pornodarsteller wurde mit einer
Exfreundin zusammen als Aktmodell gearbeitet. Als ich 2005 gerade aus einer sehr stressigen Beziehung kam, hatte ich erst einmal keine Lust mehr auf feste Bindungen und versuchte einfach mal
etwas Neues. Der Beruf des Pornodarstellers schien mir nicht unattraktiv und so habe ich es einfach mal versucht. Ich wurde dann immer regelmäßiger gebucht und so wurde Porno meine
Haupteinnahmequelle. Es war interessant zu sehen, wie das Ganze plötzlich eine Eigendynamik kam. Alles lief bombig, obwohl oder gerade weil ich das alles nicht zu ernst genommen habe. Ich glaube,
es ist wichtig, etwas das man im Leben erreichen will, nicht zu verkrampft anzugehen. Loslassen ist angesagt und schauen, wie sich die Dinge entwickeln. Natürlich sollte man auch diszipliniert
sein, aber eben auch entspannt.
OBZ: Wie läuft bei Ihnen so ein Drehtag ab?
KRAEMER: Aufstehen, duschen, Zähneputzen, schon mal warm machen (entweder mit einer Darstellerin oder allein) und dann heißt
es: auf die Plätze, fertig, Sex! Manchmal dreht man mehrere Szenen am Tag, manchmal nur eine. Manchmal dauert ne Szene 2 Stunden, manchmal den ganzen Tag und manchmal kommt man erst mitten in der
Nacht erschöpft im Hotelzimmer an. Ein bisschen so wie beim normalen Film - nur mit mehr Sex.
OBZ: Können sie sich noch daran erinnern, wie es war zum ersten mal sich vor der Kamera auszuziehen? Hatten sie
Ängste?
KRAEMER: Ich war so aufgeregt, dass ich mir fast in die (nicht vorhandenen) Hosen gemacht hätte. Es war alles spannend und
geil. Es war, als ob ich eine neue Welt betreten hätte: eine Welt voller Titten, Ärsche und Sex und das schien alles kein Ende zu nehmen, denn zwischen den Szenen und abends im Hotel gingen die
Ferkeleien weiter.
OBZ: Neben den sehr heißen Pornofilmen, drehen sie auch noch andere Filme im TV und spielen schon mal in Serien/TV-Sendungen
mit (K11). Ist es für sie wichtig sich nicht auf ein Thema zu legen? Verschiedene Rollen zu spielen? Was macht ihnen dabei am meisten Spaß?
KRAEMER: Ich finde Vielseitigkeit im Leben sehr wichtig. Ich bin kein Typ, der jeden Tag von 9 bis 17 Uhr das Gleiche machen
will, egal wie gut es bezahlt wird. Überhaupt ist es mir am Wichtigsten, dass ein Job Spaß macht - scheiß auf die Bezahlung. Und mir macht eben vieles Spaß, deswegen habe ich Theater gespielt und
in Serien und Filmen mitgemacht und mich immer wieder neuen Herausforderungen gestellt. Bei Mainstream-Produktionen wie Tatort finde ich faszinierend, wie professionell und perfektionistisch
gearbeitet wird. Es gefällt mir gut, wenn Menschen einen gewissen Anspruch an ihr Handwerk haben. Beim Porno fehlt mir das manchmal ein wenig, aber der Sex macht einiges wieder gut.
OBZ: Darf man als Pornodarsteller auch mal keine Lust auf Sex haben? Gab es das schon einmal bei Ihnen?
KRAEMER: Darf man - wenn man nicht mehr gebucht werden will. Aber im Ernst: natürlich habe ich auch mal schlechte Tage
gehabt, die Arbeit war dann sehr anstrengend. Es ist wichtig, sich auch an solchen Tagen zu motivieren. Bei mir sind die meisten Szenen schlechter, die früh morgens gedreht wurden - morgens bin
ich normalerweise noch nicht geil, weil ich üblicherweise lange schlafe. Es gibt aber auch andere Dinge die, die Geilheit bremsen: z.B. wenn die Szenenpartnerin, während sie auf Dir reitet, ihre
Tage bekommt und solche Scherze. Wenn ich allerdings auf eine Darstellerin keine Lust habe, drehe ich nicht mit ihr. Ich bin auch schon von einem Dreh nach Hause gefahren, weil sie mir eine Lady
vom Kaliber Sumoringer vorsetzen wollten.
OBZ: Was war das peinlichste was Ihnen im Leben passiert ist oder während eines Drehs?
KRAEMER: Ich bin am Anfang meiner Porno-Laufbahn mal zu früh gekommen, als eine Frau mich so richtig wild geritten hat. Das
war lustig: ich habe versucht mir nichts anmerken zu lassen und einfach weitergemacht. Beim nächsten Stellungswechsel habe ich mir dann schnell wieder mein Teil hochgerubbelt und weiter gings.
Ich glaube das Team hat sich aber schon gewundert, warum ich im einen Moment leidenschaftlich dabei bin und dann plötzlich 5 Minuten brauche, um wieder spitz zu werden.
OBZ: Vor kurzem haben sie mit der Porno-Legende Hakan Dan (Hakan Serbes) zusammen gearbeitet. Hakan Dan war in den 90ern ein
grosser Star in der italienischen und amerikanischen Pornoszene. Wie war die Zusammenarbeit, haben sie etwas von Herrn Dan lernen können.
KRAEMER: Wenn Hakan am Set ist, ist das cool, weil wir uns beide für Martial Arts interessieren. Einmal haben wir in Berlin
gedreht und ich hatte meine Holzstöcke vom Escrima dabei. In einer Drehpause haben wir damit trainiert bis uns der Regisseur rausgeschmissen hat, weil wir zu laut waren. Wir haben dann im Flur
weitergemacht.
OBZ: Was würden sie in Ihrem Leben niemals machen?
KRAEMER: "Niemals" ist schwierig. Ich glaube, es ist problematisch so was zu sagen, denn man weiß nie, in was für Situationen
man noch geraten wird. Grundsätzlich verachte ich aber Gewalt gegen Schwächere, z.B. Tiere.
OBZ: Mit wem würden sie gerne mal zusammen arbeiten?
KRAEMER: Da kann ich niemand bestimmten nennen. Ich glaube, jeder Mensch ist es wert, ihn zu treffen und wenn es auch nur
ist, um rauszufinden, was man nicht gut findet.
OBZ: Sie gestalten auch viel im Internet. Wie wichtig ist für sie das Internet? Hilft es einem sehr seine eigene Arbeit zu
verbreiten?
KRAEMER: Im Moment verbringe ich sehr viel Zeit im Internet durch mein neues Projekt Pornopedia, eine erotische Enzyklopädie
im Stil von Wikipedia. Pornopedia bringt sehr viel Arbeit mit sich, aber es macht großen Spaß, die Seite wachsen zu sehen. Ich finde es aber immer wichtig, mir klarzumachen, dass Computer nur ein
Werkzeug sind. Ich muss manchmal aufpassen, dass es nicht ausartet, damit ich nicht zum ultra Geek mutiere.
OBZ: Sie sind auch als DJ unterwegs. Wie kam es dazu und was für Musik legen sie auf?
KRAEMER: Musik war eigentlich schon immer ein großes Hobby von mir. Mit 12 Jahren habe ich angefangen Klavier zu spielen und
dann kam irgendwann das erste Keyboard hinzu. Ich bin schon länger begeistert von elektronischer Musik und lege Trance auf, obwohl ich privat auch gerne Klassik, Soundtracks und Jazz
höre.
OBZ: Sie bekommen auch sicherlich Post von Menschen die Ihr Arbeit sehr schätzen (Fanpost). Sind es nur Autogrammwünsche oder
teilen die Menschen Ihnen auch persönliche Schicksale mit und machen Ihnen Geschenke? Gab es da auch Briefe die Ihnen im Gedächtnis blieben. Können sie uns da etwas verraten, was Ihnen besonders
beeindruckte? Geben Ihnen die Briefe Kraft (bei der Schauspielerei, sonstiges)?
KRAEMER: Besonders beeindruckt hat mich ein Buch, das mir eine Frau geschickt hat und der beigefügte Brief, in dem sie
schrieb, wie sehr ich sie dazu motiviert habe, eine eigene Webseite zu bauen, auf der sie recht viel persönliches von sich preisgibt. Ich finde es schön Resonanz zu bekommen und zu sehen, dass
ich meine Arbeit nicht nur für mich allein mache.
OBZ: Sie haben jetzt die Möglichkeit Ihren Fans, Ihren Freunden, Ihrer Familie und allen anderen etwas mitzuteilen
(Danke...). Was möchten sie sagen?
KRAEMER: Ich danke allen ganz herzlich für die Unterstützung. Macht das beste aus eurem kostbaren Leben und bleibt
authentisch in dem, was ihr tut. Macht nichts, nur um anderen zu gefallen.
OBZ: Was können wir von Ihnen in Zukunft erwarten?
KRAEMER: Das wird sich zeigen.
© Till Kraemer.
© Dewey Darko.